Zurück zu Khom – Kämpfe und Choreograph
Vorneweg: Jede(r) Spielleiter*in hat ihre eigene Art und Weise, sich mit Notizen durch eine Spielsitzung zu navigieren. Viele von euch haben ihren Weg bereits gefunden. Manche sind noch auf der Suche danach. Meiner ändert sich laufend. Für diejenigen, die bereits vollkommen routiniert jedes Wochenende auf einer Pobacke ihre Spielleitung ableisten, sind die folgenden Ausführungen wahrscheinlich weniger hilfreich. Für diejenigen, die neu im Geschäft sind, und/oder noch nie eine Kampagne dieser Größenordnung geleitet haben, sind vielleicht einige hilfreiche Ideen dabei.
Grundsätzlich will ich niemandem vorschreiben, wie bitteschön eine Spielsitzung zu leiten ist und wie die Notizen dazu auszusehen haben. Was ich an dieser Stelle tun will, ist eine Methodik aufzuzeigen, die für mich damals gut funktioniert hat – vielleicht hilft sie dir ebenso.
Warum „Spielblatt“?
Meine Vision war einfach. Alles, was ich für die aktuelle Spielsitzung benötige (bei uns in der Regel ca. 7-8 Stunden), soll auf ein einziges DIN A4 Blatt passen. Ja, echt jetzt. Abgesehen von meinen Karteikarten und eventuellen Handouts. Deshalb „Spielblatt“. Na gut … manchmal waren es auch zwei. Aber der Wille zählt.
Was ist denn da so drauf?
Ich hatte versucht, ein Spielblatt immer so aufzubauen, dass ich mich innerhalb von 1-2 Sekunden darauf zurechtfinde und alle Infos zu einer bestimmten Situation habe, die ich benötige.
Zunächst wäre da die Kopfzeile, ein von mir anfangs vollkommen unterschätztes Werkzeug. Denn hier kann ich die Tage, die wahrscheinlich bespielt werden, im Voraus als Zeitstrahl darstellen und mit dem Bleistift Notizen zu den Ereignissen, kritzeln, die zu den jeweiligen Tagen oder Nächten stattgefunden haben. Auf diese Weise entsteht fast von allein das Grundgerüst meiner Chronik.
Später bin ich dazu übergegangen, hier bereits im Vorfeld wichtige Ereignisse hinein zu drucken, die mit größter Wahrscheinlichkeit zu diesem Datum stattfinden werden, z.B. der geplante Großangriff auf die Mauern, das Eintreffen der Verstärkung oder Festlichkeiten im Rahmen von Feiertagen.
In der Fußzeile findet sich die Nummer der aktuellen Spielsitzung, gemeinsam mit dem hauptsächlichen Ort, an dem das ganze stattfinden wird.
Dann habe ich Vorlesetexte eingerahmt, die ich zu bestimmten Örtlichkeiten oder Ereignissen vorlesen möchte. Manchmal habe ich dazu Ausschnitte aus Regionalbeschreibungen zusammengefasst, die ein oder andere Personenbeschreibung abgetippt oder Szenen aus dem Feindeslager gleich selbst verfasst. In meinem Stil als SL spielen diese Vorlesetexte eine wichtige Rolle, setze ich damit doch den Ton einer Szene genau so, wie ich es haben will.
Jedes (Meta-)Plotereignis, das potentiell eine Rolle spielen könnte, bekommt einen eigenen Bulletpoint und – falls notwendig – auch weitere Unterpunkte. Gleiches gilt für wichtige Orte, die meine SCs mit großer Wahrscheinlichkeit aufsuchen werden und Personen, die eine Rolle spielen könnten oder sollten. Zur besseren Wiederauffindbarkeit habe ich diese zudem fettgedruckt, was mir persönlich immer sehr hilft und mir ermöglicht, meine Aufmerksamkeit auf das Spielgeschehen zu lenken, anstatt sie in meinen Notizen zu versenken.
Wo notwendig, habe ich ebenfalls angegeben, welche Musik ich zu welchem Ort, welcher Person, oder welcher Szene anspielen will. Hierfür eignet sich der (linke) Seitenrand ganz gut. Ebenso nutze ich dieses Blatt, um mir selbst wichtige Erinnerungen aufs Brot zu schmieren – so habe ich mir zum Beispiel einmal notiert, regelmäßig Übersetzungsfehler einzubauen (siehe Sprache und Khom).
Falls es mit hoher Wahrscheinlichkeit benötigt wird, nehme ich Platz für Kampfwerte auf, hier hat sich bewährt, mehrere Spalten nebeneinander für die jeweiligen NSCs zu schaffen, wobei ich die sinkenden LE-Werte nach unten fortschreiben kann. Mit Hilfe meiner Karteikarten kann ich im Spielverlauf spontan Kämpfer*innen aus dem entsprechenden Truppenteil aufnehmen und den Spieler*innen zuordnen.
Und wie kommt das Zeug jetzt da drauf?
Wer den vorhergehenden Blogeintrag zur Drei-Ebenen-Systematik gelesen hat, ahnt es bereits: Hauptsächlich füllt sich dieses Spielblatt durch diejenigen Ereignisse, Personen und Orte, die in der kurzfristigen Ebene liegen.
Als ich diese Methode vorgestellt habe, sprach ich von einem regelmäßigen Check-up. Hier ist er. Denn jedes Mal, wenn ich ein neues Spielblatt anlege, nehme ich mir dasjenige vom letzten Mal, prüfe, welche Notizen ich mir zu welchem Bulletpoint gemacht habe und entscheide, ob der Punkt einfach auf das nächste Spielblatt übernommen wird. Was nicht übernommen wird, und zugleich noch keine Rolle gespielt hat, lege ich in die mittelfristige Ebene. Ebenso prüfe ich, was sonst noch so in dieser Ebene auf uns harrt, und ob ich es auf das nächste Spielblatt und damit wahrscheinlich in die kurzfristige Ebene bringen soll.
In Summe sind auf diese Weise während unserer Khom ca. 50 Spielblätter entstanden, d.h. ich konnte damit knappe 400 (!) Stunden Spielzeit im Griff halten. Wie ich damals meine Spieler*innen so lange Zeit in die Spielwelt einsaugen konnte, möchte ich mit Hilfe des Themas Immersion darstellen.
Nutzt ihr eine andere Methode, um eure Spielvorbereitungen und -notizen zu kanalisieren? Gerne her damit. Ich freue mich auf Kommentare.
Sehr gute Idee! Ich werde dies für meine Runde auch beim nächsten Mal probieren!
Danke für’s Feedback, Hannes!
Ich freue mich, wenn ich Anregungen geben konnte.