Khom – Chronik

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Die Qualität einer Kampagne von der Größe der Khom profitiert von einer Sache ganz besonders: Kaffee Konsistenz. Ein wenig hatte ich diesen Aspekt bereits beim Thema Immersion angerissen. Um eine solche zu erreichen, ist Konsistenz ziemlich hilfreich. Mein Mittel der Wahl damals war nicht mein phänomenales Elefantengedächtnis, sondern eine sehr strukturierte Chronik.

Im Grunde ist das kalter Kaffee. Viele Gruppen haben eine Chronik, und häufig ist es nicht nur die SL, die sich die Mühe macht, sondern teilweise stecken die Spieler*innen viel Liebe in Nacherzählungen, SC-Tagebücher und ähnliches. Das ist toll und wird jeder Gruppe in der Khom viel Spaß bereiten und das Spiel bereichern. Ich bin ein großer Verfechter davon, wenn Spieler*innen der SL Arbeit abnehmen, damit diese ihre Energie voll in die Vorbereitung der nächsten Spielsitzung investieren kann. Es gibt nur ein Problem damit: Diese dezentrale Methode liefert wenig Übersichtlichkeit.

Das Leiten der Khom lebt leider davon, genau diese Übersicht zu besitzen. Es gibt viel zu viele Strömungen auf verschiedenen Ebenen, die beständig im Auge behalten und ausbalanciert werden müssen – und wer als SL schon einmal drei SC-Tagebücher hintereinander durchgewälzt hat, um herauszufinden, ob die SCs einem NSC bereits (freundlich/feindlich/gleichgültig?) begegnet sind, wird verstehen, was ich meine.

Also habe ich damals von Anfang an versucht, alles in einer Hand (und damit die Effizienz) zu behalten.

Beispielhafter Auszug aus unserer damaligen Chronik – die Färbungen dienen meiner persönlichen Sortierung

Wie sah mein Ansatz aus? Zunächst einmal habe ich ein schlichtes Tabellendokument verwendet, weil das die meisten Freiheiten bezüglich Spalten und Zeilen bietet. Im Zweifel kann man Spalten ausblenden, nur eine bestimmte Spalte durchsuchen oder, oder, oder…

Bei mir diente jede Zeile genau einem Tag, und dem, was an diesem Tag geschah. Folgende Spalten fand ich hilfreich:

  • Mond
    Wenn jeder Monat wie in Aventurien genau dreißig Tage dauert, kann man schon mal den Überblick verlieren. Also schreibt man lieber zehn Mal zu oft den Götternamen untereinander als einmal zu wenig. 😉
  • Tag
    So weit, so simpel. Gelbe Einfärbungen halfen mir, relevante Schlüsselereignisse später schneller wiederzufinden.
  • Ort
    Eigentlich selbsterklärend – wenn, ja wenn es nicht im Laufe der Kampagne dazu kommen könnte, dass sich die Gruppe trennt und verschiedene SCs zu gleichen Zeiten an verschiedenen Orten ihr Unheil treiben. Bei uns passierte das dauernd – beschweren darf ich mich nicht, über die Geister, die ich selbst rief. Ich habe mich im Zweifelsfall hier für den Gruppenteil mit dem meisten SCs und deren Aufenthaltsort entschieden, oder für den Ort, wo die interessantesten (und wichtigsten) Ereignisse stattfanden.
    An dieser Stelle könnte man im Worst Case sogar mit zwei verschiedenen Ortsspalten operieren – zum Beispiel, wenn ihr mit Haupt- und Neben-SCs spielt, oder wenn absehbar ist, dass sich die Gruppe für einen längeren Zeitraum auf verschiedene Wege begibt.
  • Metaplot
    Eine Spalte, die mir oft ein großer Retter in der Not war. Begonnen habe ich damit, hier im Voraus die Ereignisse aufzuschreiben, die nach offizieller Setzung im Metaplot stattfinden werden/sollten/könnten. So wusste ich immer, was in den nächsten Tagen auf uns zukommt, oder was die SCs gerade verpassen, während sie an einem anderen Ort sind. Und eine Sache, die ich mit am Angenehmsten fand, war dass ich hier die Auswirkungen von SC-Aktionen direkt festhalten konnte: Copy-Paste und schwupp, verschiebt sich ein Überfall im Balash um eine Woche nach hinten, weil die SCs erfolgreich eine Nachschublinie gestört haben und sich die Al’Anfaner einige Tage lang konsolidieren müssen.
  • Öffentlich
    Das Rückgrat meiner Chronik. Hier wird festgehalten, was am Spieltisch passiert. Ich habe gute Erfahrungen mit einem telegrammartigen Stil gemacht, aber das ist am Ende sicherlich Geschmackssache. Dieser Teil der Chronik ist für alle Spieler*innen frei auf unserer Gruppen-Webseite zugänglich gewesen (bevor ihr das jetzt sucht: die Seite ist seit Jahren down).
    Was ich häufig und gerne genutzt habe: Spalte markieren, Strg-F, NSC-Name eingeben, schlauer sein. Funktioniert auch am Spieltisch innerhalb von Sekunden, dank Telegrammstil.
  • Eine Spalte für jeden SC
    Und hier kommen wir nun ins Eingemachte. Da es in meiner Version der Kampagne damals häufig vorkam, dass sich Helden von der Gruppe getrennt haben (häufig sind Spieler*innen dann temporär in die Haut von Nebencharakteren oder NSCs geschlüpft), brauchte ich für jeden SC eine eigene Spalte, in der ich festhalten konnte, was dieser SC wann treibt. Oft genug habe ich mich sogar mit der/dem Spieler*in zusammentelefoniert oder getroffen, um die Erlebnisse durchzugehen und festzuhalten.
    Und dann wäre da noch die Sache mit den Geheimnissen. In meiner Gruppe haben SCs teilweise gegeneinander gearbeitet, sich gegenseitig Geheimnisse vorenthalten oder Intrigen gesponnen. Dies hier war der Ort, an dem ich solche Dinge festhalten konnte.
    Und ja, es lohnt sich wirklich, für jeden SC eine eigene Spalte anzulegen, denn man weiß nie, wann dieser die Gruppe verlässt. Mancher von ihnen auf einer Totenbahre und mit den Füßen voran.
    Denn das ist das nächste, was sich als sehr nützlich herausgestellt hat: Welcher SC weiß was? Und wer kennt wen? Hier sehe ich es auf Anhieb, wenn eine SC-Spalte mit separatem Content gefüllt und der SC damit nicht anwesend ist, wenn gewichtige Ereignisse passieren, Mithelden fallen oder NSCs als Feinde und Verbündete auf den Plan treten.

Ok, ok, ok. Wie alles, was ich hier vorstelle, mag auch dies am oberen Ende der Ausgestaltungsskala sein (den letzten Schritt, nämlich jedem SC eine eigene, über separaten Login gesperrte Chronik zu gönnen, bin ich nicht gegangen ;-)), und ja: es ist wieder einmal verdammt viel Arbeit.

Für mich hat sie sich damals gelohnt, und zu einem uns alle sehr erfüllenden Spielerlebnis beigetragen.

Apropos Spielerlebnis: Ja, ich weiß, der/die ein oder andere scharrt nun vielleicht schon mit den Hufen, um endlich unsere damalige Chronik in voller Länge sehen oder lesen zu können. Ich rate zur Vorsicht! Vor allem diejenigen, die die Khom noch als Spieler*in erleben möchten, werden unrettbar gespoilert!

Was übrigens ebenfalls zu einem guten Teil das Spielerlebnis bereichert hat, waren Handouts und Props – vor allem Karten (coming soon).

Eine Antwort auf „Khom – Chronik“

  1. Nordolf ist wahrlich den Heldentod gestorben. Mein aufrichtiger Respekt an den Spieler.
    sehr inspirierend.
    Im allgemeinen find ich die Blogposts äußerst inspirierend vielen Dank hierfür.

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