Karneval der RSP Blogs: Sprache und… Meta

Warum Metagespräche sinnvoll sind – oder: ein Plädoyer für das Briefing / Debriefing.

Jeder von uns Spieler*innen kennt das: Man kommt freudig zum Spielort, begrüßt seine Mädels und Jungs, nimmt Platz, macht es sich gemütlich und spielt los. Wenn man eine „gute“ Gruppe (TM) hat, dann hat man meistens durchgehend Spaß. Wenn nicht … dann kommt meistens irgendwann am Spieltag ein Augenblick, der einen langweilt, einem sauer aufstößt, oder einen vielleicht sogar an den Rand der still (oder im schlimmsten Fall: laut) brodelnden Weißglut treibt.

Warum passiert so etwas?

Wieso muss Spielerin XY ständig [feel free to fill your pain] tun? Aus welchem Grund kann Spieler YZ nicht endlich [again, feel free to fill your pain] sein lassen?

Ich vertrete ja die Ansicht, dass die meisten Spieler*innen das, was uns am fürchterlichsten nervt, gar nicht absichtlich tun. Oder sogar bösen Willens. Sondern, weil sie in den allermeisten Fällen überhaupt keine Ahnung haben, was sie mit [one last time, feel free to fill your pain] bewirken. Woher auch?

Ich selbst verbrachte Jahre in einer Spielrunde, in der es Usus war, keine Sekunde kostbare Spielzeit („Quality Time“) darauf zu verwenden, darüber zu sprechen, Was und Wie eigentlich gespielt werden sollte. Alle waren der Meinung „es passt doch im Großen und Ganzen“. Alle außer mir. Bitter, wenn man diese Tatsache nicht anders kundtun kann, als sich eine neue Gruppe zu suchen.

Heute nutzen wir in der aktuellen Runde, von der ich ein weitgehend glücklicher Teil bin, die Zeit vor und nach jeder Spielsitzung damit, nicht nur über das Wetter und die neuesten RSP-Releases zu quatschen, sondern ein Briefing und Debriefing zu halten.

Das hat natürlich jede Menge mit Sprache zu tun. Mit wertschätzender Sprache vor allem. Im Kern geht es darum, seine Bedürfnisse zu äußern, ohne seine Mitspieler*innen vor den Kopf zu stoßen. Darum, seine Mitspieler*innen besser zu verstehen und zugleich besser verstanden zu werden.

Im Prinzip – auch wenn das ein sehr hoch gegriffenes Beispiel ist – gleicht eine Spielrunde hierin einer Ehe: Wenn man nicht lernt, frühzeitig konstruktiv miteinander zu kommunizieren, ist man schneller in eine Abwärtsspirale gerutscht, als einem lieb ist. Und manche Spielrunde hält länger als es die ein oder andere Ehe tut.

Bei diesen Briefings wird im besten Fall jede*r Spieler*in gleichrangig behandelt, egal ob SL oder nicht. Denn auch als SL hat man Bedürfnisse, die man gerne erfüllt haben möchte, auch wenn man vor allem dazu da ist, die Bedürfnisse der Spieler*innen zu stillen.

Worum geht es nun (beispielhaft) bei den Briefings:

  • SL: Was habe ich heute vor? Was erwartet euch? Welche Stimmung würde euch helfen (Horror, Spannung, Klamauk, …)? Worauf habe ich persönlich Lust?
  • Spieler*in: Bin ich heute „in the mood“ oder trage ich ein Päckchen hierher, das mit euch anderen nichts zu tun hat, euch aber auffallen könnte? Wie ist mein Energielevel? Will ich heute einmal nicht im Mittelpunkt stehen?
  • Spieler*in: Was würde ich heute gerne erleben? Diplomatie? Intrige? Kampf? Rätsel? Characterplay? Alles davon? Nichts? (ohne den Anspruch zu haben, dass es gleich heute erfüllt werden kann)
  • Spieler*in: Was würde mein SC heute gerne erreichen? Welchen Konfliktherd würde ich gerne beackern?

Und (beispielhaft) bei den Debriefings:

  • Spieler*in: Wie erging es mir heute? Wo hatte ich am meisten Spaß? Hatte ich Durchhänger / Langeweile? Gab es Momente von Mitspieler*innen, die mir besonders gefallen / geholfen haben?
  • SL: Was habe ich beim nächsten Mal mit euch vor? Was würdet ihr gerne beim nächsten Mal erleben?
  • Spieler*in: Welche Szene hat mir am meisten gefallen und warum? Welchen NSC würde ich gerne wiedersehen? Welche Storyelemente / Plotfäden würde ich gerne weiterverfolgen?
  • Spieler*in: Wie geht es meiner*m SC? Hat sich in ihrem/seinem Verhältnis zu einer*m anderen SC etwas verändert?

In Summe geht es im Rollenspiel doch darum, sein Erlebnis mit den anderen Mitspieler*innen zu teilen – warum also nicht mit ihnen darüber reden? Ihnen das widerzuspiegeln, was man erlebt hat – und wichtiger noch – ob es die eigenen Erwartungen / Bedürfnisse erfüllt hat und was möglich / nötig wäre, damit es dazu kommt.

Ich für meinen Teil werde mir also weiterhin auf die Fahnen schreiben, alles Sinnvolle tun, um dafür zu sorgen, dass unser Spiel das bleibt, was es sein soll: „Quality Time“.