Erst laut gackern und dann ewig auf das Ei warten lassen. Ja ja, ist schon gut, wir schämen uns schon. Zumindest ein bisschen. Denn dass sich die Veröffentlichung von Jenseits der Brandung so lange hinauszögert, hat einen guten Grund.
Vielleicht kennt ihr das: Man ist fast fertig mit einem Werk, aber irgendwie will sich die Zufriedenheit über das Erreichte nicht so recht einstellen. Dennis und mir ging es genau so. Ein unbestimmtes Bauchgefühl sagte uns, dass der bisherige Coverentwurf noch kein Volltreffer war. Dass etwas fehlt.
Angefangen hat es damit, dass Dennis sogenannte value-Studien unternommen und sie mir vorgestellt hat. Ihn trieb das Gefühl um, dass der alte Coverentwurf nicht genug Tiefe aufweist, dass eine Spannung und Flussrichtung im Bild fehlt, die die Betrachter*innen emotional einfängt. Gut, aber was zum Kuckuck ist eine value-Studie?
Eine value-Studie verwendet nur Schwarz-, Weiß- und Grautöne, um Kontrast, Übergänge und Tiefe in einer Illustration zu untersuchen. Sie verschafft dem Illustrator ein frühes Gefühl davon, wie sein Bild wirkt, bevor er Detaillierung und Farben ergänzt. So weit, so einfach: Ein Bild, das in groben Schemen und in Grauschattierungen wirkt, wird das erst Recht mit ausreichender Detaillierung tun – so die Theorie. Vielleicht versteht ihr, was ich meine, wenn ihr die folgenden Studien betrachtet.
Auch wenn ich mir als Autor vorher nicht darüber bewusst war, so haben diese Studien mich doch über einen weiteren wichtige Aspekt nachdenken lassen. Meine Markenidentität. Marken…was?, werdet ihr fragen. Identität. Das, was mich als Autor ausmacht. Wofür ich stehen möchte. Was den Kern meiner Geschichten bildet.
Mir ging und geht es beim Schreiben vor allem um den Sense of Wonder. Um den Geschmack dieser fremden Welt, in die uns Fantasy und Science Fiction entführen. Ich will miterleben, wie die Protagonist*innen in meinen Büchern leben, leiden, lieben. Ihren staunenden Blick auf ihre eigene, überwältigende Welt am eigenen Leib erfahren. Ich will erahnen können, dass es hinter dem Horizont noch viel mehr zu bestaunen gibt, etwas, das ich durch den Nebel schimmern sehen kann, selbst wenn dieser die genauen Umrisse dessen verhüllt, was dort auf mich wartet.
Und in jenem Gespräch mit Dennis wurde mir klar, dass – wenn ich meiner Markenidentität treu bleiben will – ich das Cover auf die selbe Art und Weise auswählen muss, wie ich schreibe: mit dem Gefühl.
Also, ja. Laut gegackert und dann lange auf das Ei warten lassen. Ich für meinen Teil aber denke, dass sich das Warten fürs Erste gelohnt hat.